Schon lange wollte ich die Nordlichter (auch bekannt als Polarlichter, Aurora oder Aurora Borealis) an der norddeutschen Ostseeküste fotografieren. Berichte vorheriger Sichtungen zeigen, dass die Nordlichter auch bei uns gar nicht so selten zu sehen sind. Jedoch bedarf es für eine Sichtbarkeit in unseren Breiten eine erhöhte geomagnetische Aktivität. Diese Aktivität wird durch den Sonnenwind verursacht, der genau wie die Erde ein Magnetfeld gewisser Polarität trägt. Ist die Richtung des interplanetaren Magentfeldes (der sog. Bz-Wert) über einen längeren Zeitraum negativ (oder südlich) und dessen Stärke ebenso erhöht (Bt-Wert) dann steigt die Wahrscheinlichtkeit auch bei uns, um die Ecke die Aurora zu erleben. Ich habe einmal einen Ausschnitt der Parameter vom Freitag miteingefügt, diese Daten beziehe ich von www.spaceweatherlive.com. Entscheidend ist auch die Geschwindigkeit des Sonnenwindes und die Teilchendichte, bei einer noch höheren Geschwindigkeit als am Freitag wäre die Show sicherlich noch stärker gewesen.. Gegen 22 Uhr konnte man erste Strahler oberhalb des Bandes schwach visuell erkennen (oben links). Danach war zunächst nur das Band da (oben rechts), doch gegen 23.30 Uhr nahm die Aktivität zu und erste Strahler bewegten sich entlang des Bandes (unten links). Später dann viele Strahler und eine höhere visuelle Wahrnehmung (unten rechts). So nun genug der Theorie. Als ich diese vielversprechenden Parameter am Freitagabend sah, entschloss ich mich zum Naturstrand nach Torfbrücke zu fahren. Leider konnte ich dort zwischen 21.30 und 22.30 nur ein schwaches Band am Horizont erkennen, dass durch den fast vollen Mond auch sehr ausgewaschen war. Ich packte meine Sachen wieder ein, auch um mich aufzuwärmen und fuhr nach Markgrafenheide. Dort angekommen war das Band immer noch da, aber schon höher über dem Horizont, ein Zeichen, dass der geomagnetische Sturm stärker wird. Kurz danach waren dann erste Strahler oberhalb des Bandes zu erkennen. Und in der nächsten Stunde gab es immer mal wieder ein „Aufflammen“ der Aktivität, bis die Lichter dann gegen 00.30 Uhr ganz verschwanden. Zu diesem Zeitpunkt richtete sich das interplanetare Magnetfeld wieder in nördlicher Richtung aus und die Aurora war vorbei. Für alle die jetzt denken: „Wow, so etwas möchte ich auch sehen!“ Die Kamera sieht mehr als das Auge! Wenn es das nächste Mal so weit ist, erwartet bitte nicht, dass ihr grüne Lichter am Horizont seht, vielmehr wird es ein weißliches Leuchten sein, wobei man meist ein intensiveres Band oberhalb der Horizontlinie hat und dann wenn sogenannte „Substürme“ einsetzen tanzen meist einzelne Strahler oberhalb dieses Bandes. Bei starker Aktivität soll man auch das Rot erkennen können, aber das weiß ich nur aus Erzählungen. Also gebt die Hoffnung nicht auf, auch hier in Rostock kann man, wenn alles stimmt Polarlichter sehen. Checkt die Daten regelmäßig, vertraut keiner Vorhersage, sondern macht euch selbst ein Bild. Habe hier noch zwei Links zu hilfreichen Seiten angefügt:
https://kachelmannwetter.com/de/aurora https://www.swpc.noaa.gov/products/aurora-30-minute-forecast Vielen Dank auch noch an den Nordkurier für einen tollen Artikel zu meiner Nordlicht-Sichtung!
2 Comments
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ChristianRead about the stories behind the pictures. Archive
January 2022
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